Mit 10 Millionen Euro mehr will der Bund den Serengeti-Nationalpark in Tansania vor den Folgen der weltweiten Corona-Krise schützen. Darauf haben sich Union und SPD in der Bereinigungssitzung des Haushaltsausschusses geeinigt. Eine Zustimmung des gesamten Bundestags gilt aufgrund der komfortablen Mehrheit der Regierungskoalition als sicher. Die Frankfurter SPD-Bundestagsabgeordnete Ulli Nissen hatte sich im Parlament für eine Erhöhung der Hilfsgelder eingesetzt.
„Der Schutz der Serengeti ist für die weltweiten Bemühungen zum Erhalt der Biodiversität von zentraler Bedeutung“, erklärt Nissen. „Wir müssen die Basisarbeit des Parks aufrechterhalten, um bisherige Investitionen Deutschlands und der deutschen Naturschutzorganisationen nicht zu gefährden“, betont sie als Mitglied des Bundestagsausschusses für Umwelt, Natur und nukleare Sicherheit.
Dr. Christof Schenck, Geschäftsführer der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF) begrüßt die Aufstockung der Hilfsgelder. „‘Serengeti darf nicht sterben‘ ist heute so aktuell wie 1960, als Bernhard und Michael Grzimek mit ihrem Oscar-prämierten Film die Serengeti zu einem der bekanntesten Nationalparks der Welt machten. In der heutigen Corona-Pandemie gilt das umso mehr“, ergänzt Schenck.
Nationalparkbehörde ohne Einnahmen, Tierbestand gefährdet
Seit gut 60 Jahren macht sich Deutschland für den Schutz der einzigartigen Tierwelt Tansanias stark. Jetzt, durch die weltweite Corona-Krise ist der Naturtourismus in Afrika massiv eingebrochen. Der Etat der tansanischen Nationalparkbehörde TANAPA und die sonst starken Einnahmen von mehr als 100 Millionen Dollar aus dem Naturtourismus haben sich mit Einführung von Reisebeschränkungen über Nacht in Luft aufgelöst. Die Überwachung des Schutzgebietes leidet.
„Schon jetzt legen Wilderer Drahtschlingen in der Serengeti aus, um Tiere zu erbeuten. Das könnte in der nächsten Zeit noch sehr viel mehr werden. Einige Arten können in ihren Beständen stark dezimiert werden, seltene Arten sind gar in akuter Gefahr“, warnt der ZGF-Geschäftsführer.
„Elefanten und Nashörner, Löwen und Geparden, Gnus, Zebras und Giraffen – sie alle sollen auch in der Zukunft weiter durch die Savanne streifen. Die Serengeti zu schützen, bedeutet Wildtieren und Menschen eine Zukunft zu geben“, sind Nissen und Schenck überzeugt.
Teufelskreis soll gestoppt werden
Der Bund möchte mit seinem Einsatz auch den gefürchteten Teufelskreis aus zunehmender Wilderei, Verlust der bisherigen Investitionen und der Wertigkeit der Schutzgebiete und damit verminderter Regenrationsfähigkeit des Tourismus stoppen. „Diese Abwärtsspirale führt zu mehr Armut in der Region und zu einem höheren Migrationsdruck“, befürchtet Nissen.
Mehr als eine Million Menschen fanden bis zum Beginn der Corona-Krise sichere Arbeitsplätze im Tourismussektor Tansanias und konnten damit laut Schenck geschätzten 8 Millionen Familienmitgliedern eine Lebensgrundlage ermöglichen. Die ZGF unterstützt seit mehr als einem halben Jahrhundert die Serengeti und andere Schutzgebiete in Tansania mit Personal, Ausrüstung und Know-how und verbessert damit nicht nur die Lebensbedingungen für Menschen und Tiere sondern trägt auch dazu bei, ein großes, funktionsfähiges Ökosystem zu erhalten. Dass gerade die Unversehrtheit und Integrität von Ökosystemen unser wichtigster Schutz vor neuen zoonotischen Krankheiten und Pandemien ist, hat die Corona-Krise mehr als klar gemacht.